Zur Rolle und Modellierung der metonymischen Kompetenz in der rezeptiven Mehrsprachigkeit: Eine explorative Studie
Abstract
Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel anhand empirisch erhobener Daten primäre Erkenntnisse darüber zu sammeln, welche Rolle Metonymien als kognitive Prozesse im rezeptiven mehrsprachigen Kontext spielen. Im Rahmen einer explorativen Untersuchung werden Antworten auf zwei grundlegende Forschungsfragen (F) gesucht: (F1) Wie hängt die metonymische Kompetenz mit der rezeptiven mehrsprachigen Kompetenz zusammen? und (F2) Wie beeinflussen metonymisch verwendete Kognaten die Rezeption der neuen Zielsprache in der Anfangsphase des L3-Erwerbs?
Um das Forschungsziel erreichen und die Fragen beantworten zu können, wurde eine triangulierte qualitative Untersuchung geplant und durchgeführt, die auf der Kombination der Erkenntnisse der kognitiven Linguistik mit denen der Tertiärspracherwerbsforschung basierte. So wurden metonymisch verwendete Wörter dreisprachigen (Ungarisch, Deutsch, Englisch) Proband*innen (N = 8) in einer schwedischen Interkomprehensionsaufgabe präsentiert. Die Daten wurden mit dem introspektiven Verfahren ‚lautes Denken‘ erhoben. Zur Ergänzung der durch Introspektion gewonnen Daten wurden weitere Daten zu sprachlichen Profilen der Proband*innen in Form einer schriftlichen Befragung und Daten zur muttersprachlichen metonymischen Kompetenz mit einem Test erhoben.
Die erworbenen Daten ermöglichen, Einsichten in die mehrsprachigen kognitiven Prozesse zu gewinnen, wodurch auch erfasst werden kann, (a) wie und mit welcher Reichweite die metonymische Kompetenz rezeptiv-mehrsprachige Vorgänge beeinflussen kann, und (b) in welcher Relation sie zu weiteren mehrsprachigen individuellen Unterschieden steht. Diese Erkenntnisse erlauben auch, einige Vorschläge zur didaktischen Implementierung im Rahmen der Mehrsprachigkeits- oder Tertiärsprachendidaktik zu formulieren.