Durchbrüche der Modernität: Studien zur österreichischen Literatur
Abstract
Szerző: Szendi Zoltán | Cím: Durchbrüche der Modernität: Studien zur österreichischen Literatur | Kiadó: Praesens Verlag | Kiadási hely: Wien | Kiadási év: 2000 | Terjedelem: 180 oldal | ISBN: 3706900637, 9783706900638 --- Vorwort: Die in diesem Sammelband (in sprachlich überarbeiteter Form) vorliegenden
Beiträge haben – trotz der thematischen und gattungsmäßigen
Vielfalt – wichtige Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen aufzuweisen.
Erstens gehören die hier behandelten Autoren alle zur österreichischen
Literatur, auch wenn diese Zugehörigkeit in einigen Fällen
nicht ausschließlich ist (Lenau, Rilke, Ödön von Horváth) oder sogar
demonstrativ abgelehnt wird (Bernhard). Zweitens sind sie – mit einer
Ausnahme (Lenau) – Dichter der Zeit der Wende vom 19. zum 20.
Jahrhundert oder des 20. Jahrhunderts, jener Epoche, die meinen
Lehr- und Forschungsschwerpunkt bildet. Alle hier vertretenen
Künstlerpersönlichkeiten verbindet jedoch ihr Außenseitertum und
die Modernität ihres literarischen Schaffens. Der Titel des vorliegenden
Buches hebt gerade deshalb diesen gemeinsamen Zug hervor.
Natürlich ist die Modernität in der Literatur nicht nur aus historischer
Sicht als Zeiterscheinung, sondern auch als individuelle Leistung zu
betrachten. Diese beiden Komponenten, die zeitgebundene und die
autonom-persönliche, prägen indes im Werk das Spezifische und Eigenartige.
Den Begriff „modern“ können wir dementsprechend nur in
seinen geschichtlichen und individuellen Abwandlungen deuten. Während
er z. B. bei Lenaus „Ungarn-Gedichten“ als romantischer „Eskapismus“
oder „Exotismus“ zu verstehen ist, dem aber die revoltierende
Opposition innewohnt, vertritt die Erzähl- und Dramenkunst Arthur
Schnitzlers eine ganz andere und allgemeinere Form der Modernität,
weil sie nicht der Ausdruck eines Einzelgängers ist, sondern ein
repräsentativer und organischer Teil der Wiener Moderne. Noch auffallender
werden (scheinbar) die Unterschiede, wenn wir Rilkes „stille
Revolte“ mit der berühmt-berüchtigten absoluten Negation Thomas
Bernhards vergleichen. Diese Verschiedenheiten sind in Wirklichkeit
jedoch relativ, wenn wir versuchen, die geistig-ästhetische Relevanz
der einzelnen „Dichter-Rebellen“ auch in ihrer historischen Tragweite
zu bewerten. So kommen mir die Umdeutungen der biblischen Motive
in Rilkes Lyrik kaum weniger radikal vor als die die Welt verfluchenden
Gesten des „Übertreibungskünstlers“.